#005 Fun Times

[Lucy Chen]

Wenn sie genau darüber nachdachte fühlte es sich seltsam an, dass sie ihn eigentlich fragte, ob er sie nach Hause zu ihrem Freund brachte und das nachdem der Abend so verlaufen war. Gleichzeitig fühlte es sich aber richtig an den Abend weiter mit ihm zu verbringen. Sie fühlte sich einfach so gut in seiner Nähe und wollte ihn am Liebsten die ganze Zeit berühren. Aber noch hatte sie die Schwelle nicht übertreten, die Schwelle Chris zu betrügen. Emotional tat sie das schon. Da musste sie ehrlich sein und sich Gedanken machen, weshalb das so war. Körperlich hatte sie die Grenze noch nicht überschritten. Wenn man mal von Tims Lippen an ihrem Hals absah. Allein bei dem Gedanken wurde ihr ganz heiß und ihr Herz klopfte schnell gegen ihre Brust. Tim wusste, dass sie vergeben war, trotzdem fand er die Idee gut die Nacht noch etwas zu genießen. Das Wetter war perfekt, der leichte Wind war so warm, dass Lucy in ihrer Bluse nicht fror. Sie hatte sich noch immer nicht die Mühe gemacht die Knöpfe zu schließen und sah Tim immer wieder lächelnd an, als er ihr Geschichten aus ihrer Kindheit erzählte. Von dem Mist den er mit Jordan angestellt hatte. Lucy unterbrach ihn nicht, ließ ihn reden, lachte, stellte die ein oder andere ungläubige Frage. Aber im Grunde ließ sie ihn einfach reden ohne etwas von sich zu erzählen. Es war nicht so, dass sie nichts über sich preis geben wollte, sie hörte ihm einfach unglaublich gern zu und erfuhr gern mehr über ihn.  Grinsend sah sie ihn an. „Gefühlt könnte ich es mir auch tagelang anhören was ihr alles für Mist gebaut habt.“ Er erzählte weiter, wie er die Beziehung zwischen ihnen empfand und Lucy musste breit lächeln, als er das gleiche Wort benutzt hatte wie Jordan. Bruder. Seine Eltern hatten genau dieses Verhältnis begünstigt und Lucy konnte sich sehr gut vorstellen, wie sie mit Jordan Thanksgiving feierten. Sie fragte Tim extra nicht, was an Jordans Elternhaus so schwierig gewesen war. Sie hatte Jordan vorhin gesagt, dass er erzählen sollte was er wollte, egal ob beruflich oder privat. Er war offen und ehrlich gewesen, aber so tief ins Detail war er nicht gegangen und es stand ihr nicht zu Tim deswegen zu fragen. Dieser würde es ihr wahrscheinlich erzählen. „Jordan hat vorhin sowas ähnliches gesagt. Also, dass du sein Bruder bist und er sich ein Leben ohne dich nicht vorstellen kann.“, erzählte sie Tim. Falls er es noch nicht gewusst hatte, wusste er jetzt das diese Gefühle zu 100% auf Gegenseitigkeit beruhten.

„Oh man… euch Männer muss man erstmal verstehen. Wie schafft ihr es, von einem hochemotionalen Thema wie Freundschaft die wie Bruderschaft ist zum Thema Essen zu kommen?“, fragte sie ihn lachend, als er wieder auf die Geschichte mit den Pancakes zu sprechen konnte und das es eine spezielle Zutat gab, die seine Pancakes zu etwas besonderem machten. Außerdem stellte er in den Raum, dass sie dahinschmelzen würde, wenn sie einen davon probieren würde. Gerade wollte sie ihm vorschlagen, dass er ihr ja welche machen konnte, da kam er auf die gleiche Idee. Mit dem kleinen Unterschied, dass er sie jetzt machen wollte. „Okay… ich weiß ich hab mich gerade über den Themenwechsel lustig gemacht. Aber ich hab verdammt großen Hunger.“, sagte sie breit grinsend und ihr Blick sah etwas flehentlich aus. „Also entweder gibt es bald was zu essen oder ich verhungere.“ Er war ihr etwas näher gekommen und sah ihr direkt in die Augen, was ihr Herz wieder schneller schlagen ließ. Verdammt, wo würde das hier nur enden?! Und warum wollte sie ihn so unglaublich gern küssen?! Sie zwang sich nicht auf seinen Mund zu sehen. Immerhin ging es hier nur um Pancakes nicht wahr? Sie würden diese machen, dann würde sie sich ein Taxi rufen und nach Hause fahren. Richtig? Sie machten sich also auf den Weg zu Tim und Lucys Orientierungssinn sagte ihr, dass sie sich immer weiter Richtung Meer bewegten. Sie selbst wohnte jetzt auch nicht so weit weg vom Meer, aber die Gegend in die sie kamen wurde immer hochpreisiger und sie fragte sich wo sie am Ende rauskommen würden. Tim führte sie zu einem wunderschönen modernen Haus, blieb vor der Haustür stehen und schloss diese auf. Sie betraten einen großzügigen modernen Flur, den sie direkt hinter sich ließen, um weiter in die Küche zu gehen. Dafür mussten sie vom Flur ins Esszimmer und von dort kamen sie in der Küche an, die direkt an ein offenes Wohnzimmer grenzte. Das ganze Konzept war offen, bis jetzt hatten sie nach der Haustür keine einzige andere Tür passiert. Es gefiel ihr total, aber sie kommentierte es nicht. Von Gehalt eines Sergents hatte er sich das sicher nicht leisten können und Lucy wollte ihn mit keiner Aussage in Verlegenheit bringen, weil sie darauf hindeutete, dass seine Familie viel Geld hatte und offensichtlich gut für ihn vorgesorgt hatte. Nicht jeder hatte so ein Glück, doch Lucy ging davon aus, dass Tim sich dem sehr bewusst war. Allein deswegen, weil er in seinem Job so extrem viel sah. Lucy stellte ihre Tasche auf einen der Barhocker und wusch sich schnell die Hände an der Küchenspüle. „Okay, wie kann ich dir helfen? Sag mir egal was, Hauptsache wir müssen nicht verhungern.“, grinste sie ihn an.

Tim gab ihr ein paar Sachen aus dem Kühlschrank und sie schlug die Eier auf und maß die Milch ab, während er noch ein paar Sachen aus den Schränken holte. Sie fand den Mülleimer schnell und warf die Eierschalen weg, verquirlte dann die Eier. Tim maß in der Zwischenzeit die restlichen Zutaten ab und Lucy sah ihn fragend ab. "Verrätst du mir auch die Geheimzutat oder bleibt die für immer dein Geheimnis?", fragte sie ihn leicht grinsend. "Kann ich noch was machen?", fragte sie ihn, doch er winkte ab. Lucy stellte fest, dass sie ihre hohen Schuhe schon viel zu lang an hatte. "Bin gleich wieder da.", sagte sie und ging kurz in den Flur, setzte dich dort auf die Treppe und zog sich die Schuhe aus. Ihre Füße schmerzten leicht, als sie diese wieder in die normale Position zurückführte. Sie stellte die Schuhe ordentlich in den Flur und ging wieder zu Tim zurück in die Küche. Inzwischen hatte er alle Zutaten vermischt und begann gerade den ersten Pfannkuchen in die Pfanne zu geben. Lucy ging zu ihm rüber, sah in die Pfanne, nur um sich dann lächelnd zu Tim zu lehnen. Sie sah zu ihm auf, ging noch einen Schritt auf ihn zu und sah ihm lächelnd direkt in die Augen. "Das riecht verdammt lecker." Ob sie damit die Pfannkuchen oder ihn meinte konnte er jetzt selbst interpretieren.