#005 Fun Times

[Lucy Chen]

Tim legte sich neben sie auf den Rücken, als sie um eine Pause gebeten hatte. Ihr Blick folgte ihm und sie sah deutlich das breite Grinsen was sein Gesicht zierte, was sie leicht den Kopf schütteln und ebenfalls grinsen ließ. Das war ja mal so klar gewesen, dass sie damit sein Ego streichelte. Etwas verwirrt sah sie ihm einen Moment nach, als er den Raum verließ, verstand aber was sein Plan war, als er mit zwei Wasserflaschen wieder kam und ihr eine reichte, nachdem er sich wieder aufs Bett gesetzt hatte. "Danke.", sagte sie grinsend und setzte sich auf, trank einen großen Schluck und stellte die Flasche dann auf dem Nachtisch neben sich ab. Dann ließ sie sich wieder auf die Matratze fallen und sie musste lachen, als Tim sie fragte, ob sie immer so gierig war. "Oh Moment... wer wollte den gerade weiter machen, als ich eine Pause eingefordert habe?", warf sie die Frage mit einem breiten Grinsen zurück. Sie war hier eindeutig nicht die einzige die nicht genug bekommen konnte. Und wenn sie mal ehrlich war, war der Sex einfach zu gut, um jetzt aufzuhören. Auch wenn es falsch war und sie diesen Gedanken schnell wieder zur Seite schob. Sie wollte gar nicht erst an Chris denken. Chris hatte hier nichts zu suchen. Es hatte ihrer Gründe, weshalb sie hier gelandet war, ob es an Chris, an ihr, an ihrer Beziehung, an ihrem Sexleben oder an Tim lag wusste sie nicht genau, aber hier und jetzt war nicht der Moment, um das herauszufinden.

Tim lag wieder neben ihr, hatte seine Hand an ihren Bauch gelegt und begonnen diesen zu streicheln. Lucy drehte sich auf die Seite, damit sie ihn besser ansehen konnte, sein Blick glitt über ihren Körper, ehe er sie wieder ansah und ihr mit einem kleinen Lächeln auf den Lippen sagte, dass sie verdammt hübsch war. Sie lächelte leicht, beugte sich zu ihm rüber und küsste ihn sanft, wie als Dankeschön für diese Worte. Jede Antwort die ihr auf den Lippen lag hätte die Stimmung zerstört. Weshalb das auf jeden Fall die beste Lösung war. Sie war schon so oft auf ihr Äußeres reduziert worden, dass immer wenn ein Mann ihr sagte, dass er sie hübsch fand, sie eine feministische Aussage auf den Lippen hatte. Sowas wie: Und intelligent bin ich auch noch. Tim war jedoch niemand der so einen Spruch verdiente. Er wusste, dass sie noch sehr viel mehr war und hatte ihr das schon mehr als einmal sehr deutlich gezeigt. Heute war es das erste Mal, dass sie einander so nah waren, einander so sahen und da lag es nahe dem Gegenüber zu sagen, wie man seine Optik fand. So wie sie ihm vorhin gesagt hatte, dass er verdammt heiß war. Das war er auch immer noch.  Als sie den Kuss wieder beendet hatte und den Kopf wieder abgelegt hatte, fragte er sie, ob ihre Tattoos eine Bedeutung hatten. "Das ist eigentlich ganz einfach.", sagte sie mit einem leichten Lächeln auf ihren Lippen und griff nach seiner Hand die an ihrem Bauch lag, um es ihm besser erklären zu können. "Sie sind der Versuch aus etwas hässlichen etwas schönes zu machen. Und hey, damit meine ich nicht mich.", fügte sie schnell hinzu, damit er nicht auf den Gedanken kam, dass sie irgendwelche Probleme mit ihrem Körper hatte. "Aber ich mag Blumen, sie sind wunderschön, facettenreich und setzen sich zur Wehr mit Stacheln oder anderen. Und unter ihnen...", sie ließ seine Finger über das kleine Blumen Tattoo an ihrem Handgelenk gleiten, damit er spüren konnte was sie meinte. "...sind Narben versteckt, bei denen ich stark sein musste. Bei den einen mehr bei den anderen weniger. Hier habe ich mich in der Abschlussprüfung bei der Akademie schon am Anfang ziemlich verletzt, hab geblutet wie abgestochen und am Ende trotzdem mit meiner persönlichen Bestzeit bestanden. Hier...", sie führte seine Hand zu ihren Rippen, wo das Tattoo mit dem Halbmond aus Blumen zu sehen war und er eine etwas angehobene schmale Narbe spüren konnte. "...war ich als Rettungssanitäterin unterwegs und ein Junkie, den wir mit Naloxon von der Überdosis gerettet haben, hat mit einem Messer auf mich eingestochen. Zum Glück hat er die Rippe getroffen und nicht zwischen den Rippen, so das alles gut gegangen ist. Hier...", sie führte seine Hand zu dem großen Tattoo auf ihrem Rücken, wo er eine größere flache Narbe spüren konnte. "...hab ich ein Kind in einem brennenden Haus unter dem Bett gefunden. Um es vor den Flammen zu schützen, hab ich meine Jacke ausgezogen und das Kind darin eingewickelt. Hab dafür selbst Feuer gefangen, aber dem Kind ging es gut, als wir es ins Krankenhaus gebracht haben." Sie hatte seine Hand losgelassen und diese stattdessen an seine Brust gelegt und begonnen ihn sanft zu liebkosen. "Wann verrätst du mir eigentlich die dritte Zutat?", fragte sie ihn frech grinsend. "Immerhin hab ich dir direkt alle drei erklärt. Oder willst du mir lieber deine Narben zeigen?", fragte sie ihn etwas leiser und mit mehr ernst in der Stimme.